Wie kann man so präsentieren, dass die große Mehrheit begeistert ist und sich die Inhalte gut merken kann? McCharthy (2000) erkannte, dass es unterschiedliche Lerntypen gibt und dass man in einem guten Vortrag möglichst alle bedienen sollte. Sie nennt ihr Modell 4MAT. In diesem geht sie von 4 inhaltlichen Schritten aus, die jeder Vortrag haben sollte:
- Warum (Warum soll ich das lernen? Warum soll ich da zuhören?)
- Was (Zahlen, Daten, Fakten zu dem Thema)
- Wie (Wie kann ich das anwenden?, Übungen zur Theorie)
- Wozu (Wozu kann ich das (noch) verwenden? Oder auch: Was wäre, wenn ich Methode X auch in Bereich Y verwende?)
Um alle 4 Lerntypen abzuholen, ist auch die Reihenfolge wichtig. Wenn der Warum-Mensch nicht gleich am Anfang abgeholt wird, wird er zappelig. Wenn dann keine Inhalte kommen, fragt sich der Was-Mensch: Was labert der dort vorne, kommen da auch mal Inhalte. Dann sollten schnell Übungen folgen, sonst denkt der Wie-Mensch: Wieder mal sinnlose Theorie, die ich nicht anwenden kann. Zu guter Letzt kommt die Kreativität, der Ausblick und die Verankerung im Leben. Die Wozu-Menschen, das sind die Kreativen, die sich fragen: Wo kann ich das noch verwenden? Oder diejenigen, die die Übung reflektieren und sich fragen, wie sie das Gelernte im Alltag anwenden können.
Argumente 4MAT in Trainings anzuwenden gibt es genug. Nowacki (2011) zeigte, dass Medizin-Studenten Statistik nicht nur sinnvoller finden, sondern auch Fragen wie ‘Am liebsten würde ich Statistik abwählen’ eher mit nein beantworten, wenn sie mit 4MAT unterrichtet werden. Ein Kritiker – bzw. ein aufmerksamer Was-Mensch – könnte nun meinen, dass Studenten denen die Inhalte gefallen, nicht notwendigerweise bessere Ergebnisse erzielen. Auch das wurde erforscht. Tatar & Dikici (2009) zeigten in einer Studie mit 58 Neuntklässlern die randomisiert (d.h. zufällig) in zwei Gruppen aufgeteilt wurden, dass diejenigen, die mit 4MAT unterrichtet wurden, signifikant bessere Ergebnisse erzielten als jene, die klassisch unterrichtet wurden.
Wie wendet man die Methode bei einer Präsentation an? Das Wichtigste ist die Frage: Warum ist der Inhalt für meine Zielgruppe wichtig? Wenn sich hier keine Antwort findet, am besten den Inhalt sofort verwerfen, denn er scheint nicht wichtig genug für diese Zielgruppe zu sein. Die Gestaltung dafür kann kreativ sein, mögliche Methoden für den Einstieg sind folgende:
- (rhetorische) Fragen
- eine kleine Übung
- ein Rollenspiel
- ein Witz
- eine Metapher
- eine Anekdote aus dem eigenen Leben
- ein (Gedanken-)Experiment
- eine Murmelgruppe (das bedeutet, dass die Zuhörer sich kurz zu zweit oder zu dritt über eine Frage unterhalten, die natürlich so gewählt ist, dass sie sich die Warum-Frage selbst beantworten.)
All diese Möglichkeiten können das Warum erklären. Nach dem Was kommt das Wie. Beim Wie ist es wichtig, die Zuhörer wirklich etwas er-leben zu lassen. Bei einem Vortrag über 4MAT sollten Sie z.B. nicht sagen: ‘Sie können ihren Vortrag in Zukunft in diese vier 4MAT Schritte einteilen, um mehr Menschen im Publikum abzuholen.’, sondern laden Sie die Zuhörer gleich zu einer praktischen Übung ein. Zu guter Letzt kommt der Wozu-Mensch. Der Wozu-Mensch meldet sich oft von selbst und stellt im Vortrag vielleicht Fragen wie: ‘Kann ich das System auch beim Publizieren von Texten verwenden?’. Die Antwort ist ein klares Ja. Als Beispiel dient dieser Text, den man beim zweiten Lesen nach 4MAT analysieren kann. Viel Spaß :). Wer mehr wissen will, kann sich auch mein Video zu 4MAT ansehen.
Quellen
McCarthy B. (2000). About Teaching. 4MAT in the Classroom. Wauconda: About Learning Inc.
Nowacki A. S. (2011). Using the 4MAT Framework to Design a problem-based Learning Biostatistics Course. Journal of Statistics Education 19(3). Abrufbar unter: http://www.amstat.org/publications/jse/v19n3/nowacki.pdf [Zuletzt abgerufen: 11.01.2016]
Tatar, E. & Dikici R. (2009). The Effect of the 4MAT Method (Learning Styles and Brain Hemispheres) of Instructions on Achievement in Mathematics. International Journal of Mathematical Education in Science and Technology, 40 (8), S. 1027-1036.